Montag, 21. Oktober 2013

Porridge, Pfannkuchen und nasse Füße

Die kommenden Tage versprechen abenteuerlich zu werden. Für die Tour haben wir alles dabei: Zelt, Isomatten, Schlafsäcke, Kochausrüstung usw. Ich hab mir extra einen neuen Schlafsack gekauft: Komforttemperatur: -8°C! Ich fahre zum ersten mal per Anhalter, aber Lisa hat schon einige Erfahrungen in Australien gemacht (gute natürlich). Na ja, erstmal muss uns überhaupt jemand mitnehmen, eine halbe Stunde ungefähr warten wir schon. Aber das Warten ist ganz angenehm, denn es ist die letzten Tage etwas wärmer geworden und auch die Sonne scheint wieder. Unser erstes Reiseziel soll uns erstmal an die Westküste Neuseelands führen. Sie ist bekannt für ihr raues Temperament, bizarre Felsformationen, endlose Sandstränden und beeindruckende Regenwälder, aber auch für unbeständiges, häufig verregnetes und stürmisches Wetter.
Nach einiger Zeit des Wartens hält schließlich ein Päärchen mittleren Alters für uns an. Wir quetschen uns mit unseren Rucksäcken auf die Rückbank und verharren in einer ziemlich unbequemen Sitzposition aus. Hat ja keiner gesagt, dass das eine Kaffeefahrt wird.
Die beiden sind schon irgendwie speziell. Er ist eher so der Alt-Rocker-Typ und unterhält sich ab und zu mit uns. Nach ner Weile zeigt er uns seine Halskette mit nem Anhänger: ein stattlicher Goldklumpen, den er beim Umgraben seines Gartens gefunden hat. Dort in der Nähe wurde nämlich wohl vor vielen Jahren Gold abgebaut und dieser eine Stein muss irgendwie verloren gegangen sein.
Sie hingegen scheint nicht so recht Lust auf Anhalter zu haben und spricht kein Wort mit uns.
Als wir etwa eine viertel Stunde von Arthur's Pass weg sind, ändert sich das Wetter schlagartig und wir merken, dass wir tatsächlich Richtung Westen fahren. Es wird immer bewölkter und fängt schließlich an zu regnen.
Nach etwa anderthalb Stunden werden wir wieder abgesetzt. Wir befinden uns jetzt in Greymouth, der größten Stadt an der Westküste. Hier decken wir uns erstmal mit Verpflegung für die nächsten Tage ein. Bei Geoff und Renée hab ich das erste mal "Porridge", eine Art Haferbrei mit Rosinen, Nüssen und Äpfeln gegessen und fand es richtig lecker. Und weil sich Haferflocken so gut transportieren lassen, packen wir erstmal ordentlich ein.



Angekommen in Greymouth.

Nach dem Einkauf geht's wieder auf die Straße, denn wir sind noch nicht an unserem Ziel angekommen. Wir wollen Richtung Norden nach Punakaiki, um von da aus morgen zu einer Zwei-Tages-Wanderung zu starten. Diesmal dauert es nicht lange, bis eine sympathische Frau anhält und uns mitnimmt. Sie kommt ursprünglich aus Großbritannien, ist früher selber rumgereist und dabei viel per Anhalter gefahren.
Wir fahren immer entlang an der Küste. Mittlerweile geht es Richtung Abend zu, der Regen hat auch langsam aufgehört und das ganze Meer mit der felsigen Küste erstrahlt im schönsten Abendlicht. Mal wieder ein Ausblick mit Wow-Faktor.
Die Fahrt dauert diesmal nicht lange, nur etwa eine halbe und wir sind da. Bevor wir uns um einen Schlafplatz kümmern, schauen wir uns aber erstmal die berühmten "Pancake Rocks" an. Diese sehen tatsächlich aus wie übereinander gestapelte Pfannkuchen und ich bekomme irgendwie Hunger. Die Felsen bestehen aus zwei Materalien, Kalksedimente und Tonminerale, die immer in Schichten übereinander liegen. Diese wurden schon vor Jahrmillionen gebildet und sind dann durch irgendwelche Landanhebungen irgendwann an die Oberfläche gelangt. Durch den Kontakt mit Wasser und den enormen Kräften der rauhen See sind Kalksedimente und Tonminerale schließlich erodiert, aber unterschiedlich schnell, was den Felsen heute das typische Aussehen gibt.

Pancake Rocks
Pancake Rock - mmhh. Oh, ich hab gerade geträumt, sorry!



Das ist übrigens Lisa.

Nach der kleinen Besichtigungstour geht's dann schließlich auf Suche nach einem geeigneten Schlafplatz. Eigentlich wollte wir irgendwo unser Lager aufbauen, aber das wird schwerer als gedacht. Vom ersten Platz werden wir weggescheucht. Schließlich kommen wir an einem Gebäude des "DOC" (Departement of Conservation) vorbei, die für die Nationalparks zuständig sind. Die Wiese vor dem Haus sieht einladend und es scheint jemand da zu sein, also wollen wir mal fragen, ob wir dort übernachten können. Die Tür öffnet uns "Chantelle". Sie kommt aus Deutschland und arbeitet gerade als Volunteer, also auf freiwilliger Basis, beim DOC. Sie ist allein in dem großen Haus, da sie momentan die einzige ist und hatte schon ein ziemlich mulmiges Gefühl gekriegt, als sie ein paar Gestalten ums heraus herumlaufen hat hören. Sie ist dann natürlich froh, dass wir keine Einbrecher sind und bietet uns sogar an, drinnen zu schlafen, da je sowieso keiner weiter da ist. Das große Outdoorerlebnis bleibt also erstmal aus. Aber so ist es ja auch schön. Wir kochen uns erstmal was, quatschen noch alle zusammen und gehen schließlich ins Bett.

Schantall, tu ma die Omma winken! Scherz beiseite, sie war echt nett!

Am nächsten Tag haben wir uns viel vorgenommen. Wir wollen eine Wanderung zum "Ballroom Overhang" machen und dort übernachten. Geoff hatte uns davon erzählt und es hörte sich alles so gut an.
Bevor wir aufbrechen, gibt's natürlich erstmal ein ordentliches Porridge-Frühstück. Mmmhh! Dann machen wir einen kurzen Stopp bei der Touristeninformation und besorgen uns nochmal ein paar weitere Infos und Kartenmaterial. Die nette Dame bereitet uns schon mal darauf vor, dass es sehr viele Flussquerungen gibt, also eigentlich geht man wohl ab der Hälfte der Tour nur durchs Flussbett. Das Wasser ist zwar nicht tief, aber wir werden wahrscheinlich unsere Schuhe anlassen, da jedes Mal an und ausziehen zu nervig wird. Aaaach quatsch, denke ich. Ich zieh die immer schön aus, also auf nasse Schuhe hab ich ja überhaupt keine Lust. Wenn's so schlimm wäre, hätte Geoff uns ja auch bestimmt davon erzählt.

Also ziehen wir frohen Mutes los. Das Wetter ist sogar richtig gut und wir voll motiviert. Zunächst geht es eine ganze Weile durch Regenwald. Sogar hier gibt es viele Palmen, was mich ziemlich überrascht. Neben den Palmen, gibt es aber noch viel mehr Farngewächse. Der Silberfarn ist nicht umsonst die Nationalpflanze Neuseelands und sogar auf der inoffiziellen Staatsflagge zu sehen. Immer wieder zwischendurch werden wir von kleinen Vögelchen begleitet.






Robin Bird

Nach kurzer Zeit treffen wir einen älteren Herren, der gerade die Wanderung aus der anderen Richtung kommt und für das DOC die Wanderwege unterhält. Er erzählt uns nochmal ein bisschen was zur Wanderung und weist dann auch nochmal auf die vielen Flussquerungen hin. Laut seiner Aussage sollen es 40 sein. In Worten VIERZIG! Au backe, ich bekomme langsam eine böse Vorahnung.
Nach einigen Stunden Gehzeit kommen wir an die erste Flussquerung an und waten - mit Schuhen in der Hand - durch das eiskalte Wasser. Ich kann nun ein bisschen verstehen, warum wir die Schuhe anlassen sollten, denn diese ganzen Steine im Flussbett tun doch ziemlich weh an den Füßen. Aber ja immer noch besser als nasse Füße.


Die erste Flussquerung. Lisa geht voran.

Die Wanderung geht weiter, immer nur durch Wald. Langsam wird's etwas langweilig und anstrengend. Dann schließlich kommen wir zu dem besagten Punkt mit den vielen, VIELEN Flussquerungen. Wir zählen mit. Lisa lässt ihre Schuhe ab der zweiten Querung an. Ab der achten Querung reicht es dann auch mir. Es tut einfach nur noch weh und zudem ist man ohne Schuhe viel zu langsam. Und irgendwie geht uns langsam auch die Zeit aus. Also Schuhe an und durch.
Spätestens jetzt wird die Wanderung richtig anstrengend. Das Wasser ist zwar meist nur knöchel- bis knietief, aber die Strömung ganz schön stark und die Ausrutschgefahr hoch.
Nach nun mittlerweile sechs stunden Wanderung kommen wir an eine Kreuzung. Wir gucken auf die Karte: "Hmm..das müsste doch dieser Punkt hier sein, dann müssen wir jetzt in diese Richtung, dann nur noch eine halbe Stunde und dann sind wir endlich da. Juhuu! (Große Freude auf beiden Seiten) Nee warte, stand da nicht auf dem Schild, dass der Fluss so und so heißt. Dann ähh...sind wir wahrscheinlich erst hier. Und das heißt, wir haben noch weitere anderthalb Stunden vor uns. Neeeiiiin!"
Für große Trauer ist jetzt allerdings keine Zeit. Wir müssen schleunigst weiter, damit wir noch vor Einbruch der Dunkelheit ankommen. Weitere zehntausend Flussüberquerungen später kommen wir schließlich an die richtige Kreuzung. Die Sonne ist längst untergegangen und wir versuchen im letzten Dämmerlicht noch was zu sehen. Diese Querung hier, scheint nochmal ziemlich fies zu werden, denn das Wasser ist hier tiefer als sonst. Aber für lange Überlegen ist keine Zeit, also durch. Das Wasser ist hüfttief, die Strömung ziemlich stark und wir mittlerweile auch echt ausgepowert. Aber wir schaffen es rüber und machen uns auf die letzten Meter.
Nach einer weiteren halben Stunde sehen wir im allerletzten bisschen Licht endlich das Schild: Ballroom Overhang. Wir sammeln etwas Feuerholz und versuchen ein Feuer zu machen. Aber das Holz ist nass und mittlerweile ist es auch ziemlich neblig. Keine Chance. Also dann kein Feuer und direkt in den Schlafsack. Nach einigen Minuten kann ich endlich wieder meine Füße spüren, toll dieser Schlafsack. Schließlich schlafen wir ein.
Neuer Tag, neues Glück. Ich wache auf: es regnet. Verdammt! Lisa erzählt mir vom nächtlichen Besuch des Opossums. Unsere Möhren, die sich eigentlich gut verpackt in Lisas Rucksack befanden, finden wir zehn Meter weiter mit diversen Bissspuren wieder.
Wir versuchen es nochmal mit einem Feuer und heute morgen klappt es sogar. Es gibt Porridge zum Frühstück.


Unser Lager unter dem Überhang.
Unser Feuer. Nicht gerade professionell, aber wir sind trotzdem stolz.

Gestärkt und mit neuer Kraft machen wir uns auf den Rückweg. Unsere Schuhe sind sowieso noch nass, deshalb machen uns auch die weiteren Flussquerungen nichts. Der Rückweg dauert nicht so lange. Nach drei Stunden kommen wir an der Straße nördlich von Punakaiki an und einigen uns darauf, dass das jetzt tatsächlich mal ein Abenteuer war. Mit dem Anhalter fahren wir zurück nach Punakaiki. Ein Paar aus Singapur nimmt uns mit.
Wir steuern das erstbeste Lokal an und freuen uns, als wir drinnen ein sehr sehr heißen Kamin entdecken. Wir dürfen sogar unsere Schuhe und Socken trocken. Jetzt erstmal einen schönen Kaffee und was warmes zu essen.

Auf dieser Weltkarte sollten alle Besucher des Lokals einen Pin setzen, von wo sie herkommen. Deutschland war leider schon "voll".
Nach zwei Stunden sind unsere Schuhe trocken und wir ziehen weiter. Wir schlagen unser Lager in einer Höhle auf, die wir zuvor ausgekundschaftet haben. Ist zwar irgendwie etwas gruselig, dafür aber schön trocken und sogar ziemlich warm. Und ein paar Glühwürmchen kann man hier sehen. So hell, wie ich sie mir vorgestellt habe, sind sie allerdings nicht.

Am nächsten Morgen wollen wir wieder zurück nach Greymouth und dann weiter südlich Richtung Hokitika, wo wir Diedrik treffen wollen. Ein Mädel aus Deutschland nimmt uns mit nach Greymouth. Dort stocken wir nochmal unsere Vorräte auf (natürlich ordentlich Haferflocken) und versuchen nach Hokitika zu kommen. Diesmal haben wir weniger Glück und warten und warten und warten. Es regnet. Nach ungefähr zwei Stunden hält zum Glück doch noch jemand an und nimmt uns mit. Es ist ein Farmer aus der Region. In Hokitika finden wir wieder eine Höhle und übernachten dort.

Freitag, 18. Oktober 2013

Auf nach Neuseeland!




Nach dem dreieinhalb Stunden Flug komme ich spät abends in Neuseeland (in der Maori-Sprache genannt "Aotearoa" - Land der langen weißen Wolke) an. Der Flieger landet in Christchurch. Gerade fühlt es sich echt komisch an, nicht mehr in Australien zu sein. Aber ich bin auch schon ziemlich gespannt darauf, was mich alles in Neuseeland erwartet. Vor allem freue ich mich auf SCHNEE! Es ist schließelich Ende Mai und der Winter hat hier gerade erst begonnen.

Erstmal steht mir jedoch noch eine Nacht auf dem Flughafen bevor. Mein Bus geht morgen  schon früh vom Flughafen Richtung Arthur's Pass, also wozu extra in ein Hostel? Schnell muss ich dann aber feststellen, dass hier am Flughafen Christchurch alles gegeben wird, um einem das Übernachten so unangenehm wie möglich zu machen. Schlafen ist nur aufrecht sitzend auf den ziemlich unbequemen Sitzbänken direkt neben der Ausgangstür gestattet. Schlafsack ist auch tabu. Brrrr...gut, dass ich mir noch ne dicke Winterjacke, Mütze und Handschuhe in Australien besorgt habe. Trotz der Ausrüstung: mir wird richtig kalt. Die Tür geht alle zwei Minuten auf. Der erste Härtetest im neuseeländischen Winter. An Schlafen ist irgendwann auch nicht mehr zu denken. Das einzige, was meine Laune aufrecht erhält ist, dass ich nicht die einzige bin. Neben mir frieren etwa zehn weitere Leute. Geteiltes Leid ist schließlich halbes Leid.

Fünf Stunden später ist es schließlich überstanden. Es ist 7:30 Uhr morgens und ich kann endlich in den mollig warmen Bus Richtung Arthur's Pass steigen. Die 30 Seelen Gemeinde liegt im Herzen der Südinsel, mitten in den Neuseeländischen Alpen. Hier werde ich mal wieder ein bisschen arbeiten. Diesmal bei Geoff und Renée, die ein kleines Bed & Breakfast führen.
Die Busfahrt geht recht unspektakulär los. Erstmal geht es durch die Canterbury Plains, einer flachen Ebene, die früher eigentlich mal ein riesiges Flussbett war. Dann schließlich kann man - noch aus ganz weiter Ferne - die ersten schneebedeckten Berge sehen, die in der frühen Morgensonne orange glühen. Einfach nur toll! Und die schreckliche Nacht ist jetzt schon wieder vergessen. Nach einiger Zeit erreichen wir dann endlich die Berge und ich klebe förmlich nur noch am Fenster. Toll, toll, toll! Das Orange des Schnees geht langsam in ein Gelb und schließlich in Weiß über. Es ist ein sonniger Tag mit strahlend blauem Himmel.

Die Aussicht ist einfach nur genial. Für diese Fotos muss ich noch nicht mal aus dem Bus steigen.

Wow!

Castle Hill


Nach zweieinhalb Stunden Busfahrt sind wir da. Geoff und Renée kommen erst später nach Hause, aber ich kann schon mal mein Gepäck in der Garage ablegen. Um 25 kg leichter mache ich mich auf zu einem schönen Winterspaziergang vorbei an Wasserfällen, reißenden Flüssen und Buchenwälder...und ertappe mich dabei, wie ich Weihnachtslieder vor mich hin summe.






Anschließend geht's zum Aufwärmen in den "Shop", der zentrale Punkt in Arthur Pass und gleichzeitig Hauptarbeitgeber dessen Einwohner und einiger Backpacker, die nur für kurze Zeit hier arbeiten. Hier gibt zwei Regale voll mit Lebensmitteln, ein paar Souvenirs und Postkarten sowie ein Café. Genug, um sich ein paar Stunden darin aufzuhalten. Schließlich bekomme ich die Nachricht, dass René zu Hause ist und so stapfe ich durch den Schnee zurück. Dort angekommen gibt es erstmal ein Tässchen guten englischen Tee. Renée scheint sehr nett zu sein und hat eine ziemlich ansteckende Lache, ich mag sie auf Anhieb. Danach führt sie mich im Haus rum. Das Haus ist klein, aber sehr gemütlich. Neben dem Wohn- und Esszimmer mit angeschlossener Küche gibt es noch drei weitere Zimmer, davon zwei für die B&B Gäste. Da jetzt im Winter aber kaum Gäste kommen, kann ich dort schlafen. Wie in Neuseeland typisch, gibt es keine Heizung. Einzig das Wohnzimmer wird durch einen Kamin geheizt. Aber, wer brauch schon ne Heizung im Zimmer, wenn man so eine coole Heizdecke auf der Matratze hat? Hier gibt es welche. Geile Erfindung!



Dann ist Abendessen angesagt. Allie, eine Freundin von Renée, kommt auch vorbei. Geoff kommt erst morgen zurück. Es gibt Roasted Chicken. Lecker. Dann noch ein Nachtisch: "Pavlova", ein typisches neuseeländisches Dessert mit Baiser, Sahne und Obst obendrauf. Die Neuseeländer und Australier streiten sich gerne darüber, wer denn nun wirklich Pavlova erfunden hat. Mir ist es egal. Hauptsache es schmeckt. Und das tut es. Ich bekomme langsam die Befürchtung, dass es mir hier zu viel zu gut schmecken wird.
Nach dem Essen wird noch ein bisschen gequatscht. Allie ist super nett, kommt eigentlich aus den USA, reist aber durch Neuseeland und arbeitet zur Zeit auch im Shop.
Und dann geht's eeeeeendlich ins Bett. Nach der ungemütlichen Nacht auf dem Flughafen nun schön auf der Heizdecke. Herrlich! Ich schlafe wie ein Baby.

Am nächsten Morgen gibt's - wie sollte es in einem Bed & Breakfast anders sein - erstmal ein ordentliches Frühstück. Und anders als bei den Leuten, bei denen ich vorher so war, sitzen alle gemütlich zusammen. Find ich gut!
Später am Tag kommt schließlich auch Geoff zurück. Er arbeitet für Greenpeace und war auf Geschäftsreise in Belgien. Auch er scheint echt okay zu sein.

Kleine Vorstellungsrunde: Geoff beim Verzehr eines "Diet Donuts"
Renée beim Verzehr eines nicht ganz kaloriefreien "Chelsea Buns"
Für's erste bleib ich erstmal zwei Wochen hier. Wer jetzt aber denkt, ich hätte den lieben langen Tag nur gegessen, liegt...nicht ganz verkehrt. Aber gearbeitet wird natürlich auch. Auf dem Plan stehen die unterschiedlichsten Sachen. Hühner füttern, handwerkliche Tätigkeiten, Kochen, Backen, Putzen usw. Also eigentlich all das, was ich sowieso gerne mache...also außer vielleicht Putzen. Zwischendurch kommen immer mal wieder andere Helfer für ein paar Tage. Dann werden zusammen Hagebutten für Sirup gesammelt, Feuerholz besorgt oder wir krabbeln unters Haus um Dämmung anzubringen.

Hagebutten sammeln...

...mit Aussicht!

 
Rosie und ich beim Backen.
Chelsea Buns. Mmmhhh!


Wahlweise auch original Hamburger Franzbrötchen

Ich hab wirklich nur zwei oder drei gegessen.

Delicious!

Die Zeit hier wird insgesamt ziemlich lustig. Geoff und Renée sind ziemlich cool. Neben der Zeit auf Kangaroo Island eine der besten auf meiner ganzen Reise. Mit anderen Leuten aus dem Dorf bzw. den Backpackern trifft man sich in der Sporthalle zum Netball spielen, im Pub oder zu Hause.

In der Backpacker-WG

Scharade in Zeiten von Tablet-PCs
Die Sporthalle ist eigentlich eine umgebaute Gradergarage
Tagsüber geht's bei gutem Wetter natürlich auch viel an die frische Luft und - soweit es der Schnee ermöglicht - rauf auf die Berge und nachts dann bei klirrender Kälte Sterne beobachten und auf Sternschnuppen warten.




Wanderung mit Geoff zum Mt. Temple

Devil's Punchbowl Wasserfall


Aussicht auf Arthur's Pass


Das "Southern Cross" links im Bild, etwa auf mittlerer Höhe (die vier hellen rautenförmig angeordneten Sterne)

Nach zwei Wochen muss ich mich dann schwerenherzens verabschieden. So schön es hier auch ist, ich will ja in meinen insgesamt sechs Wochen in Neuseeland etwas von der Insel sehen. Na ja, erstmal ist es ja nur ein Abschied für ein paar Wochen, denn ich lasse einen Großteil meiner Sachen bei Geoff und Renée. Ich habe mich mit Lisa aus Belgien und Diedrik aus Frankreich übers Internet verabredet, zusammen rumzureisen. Diedrik hat einen kleinen Van, so dass wir kein Auto mieten müssen. Da er aber erst ein paar Tage später kann, ziehen Lisa und ich erstmal per Anhalter los. Es geht Richtung Westen.



 

Donnerstag, 3. Oktober 2013

Goodbye Australia!


Nach ziemlich langer Blogabstinenz wird es mal wieder Zeit für einen neuen Post. Ist zwar alles schon ein Weilchen her und mittlerweile hab ich auch schon wieder deutschen Boden unter den Füßen, aber die Erinnerungen sind immer noch frisch. Los geht's!

Von Cape Trib geht es erstmal zurück nach Cairns. Wirklich gefallen tut mir die Stadt nachwievor nicht, aber auf meiner To-Do-Liste steht ganz oben noch ein Ausflug zum Great Barrier Reef und das kann man am besten von hier aus. In den nächsten Tagen werde ich daher bei Steve und Maria gegen Unterkunft und Logie ein paar Stunden am Tag auf den kleinen Nico aufpassen. Maria kommt ursprünglich aus Spanien und Steve ist gebürtiger Australier. Die beiden sind sehr nett, aber auch ziemlich beschäftigt. Nico ist drei Jahre alt und ein ziemlich cleveres Kerlchen, auf den es nicht schwer ist aufzupassen.

Leider spielt das Wetter nicht so ganz mit meinen Plänen mit. Es regnet die meiste Zeit und ist zudem ziemlich windig. Nicht die besten Voraussetzungen, um aufs Riff rauszufahren. Da es sonst in Cairns für mich nicht so viel zu unternehmen gibt, beschließe ich erstmal weiterzureisen und später noch einmal zurückzukommen. Nach bereits fünf Tagen geht es daher für mich Anfang Mai nach Walkamin in die Atherton Tablelands. Die Atherton Tablelands befinden sich landeinwärts nicht weit entfernt von Cairns. In Walkamin werde ich auf der Farm von Tammy und Sasha und den drei Kindern Abbie, Clay und Levoy wwoofen. Die zwei Stunden Busfahrt sind mal wieder alles andere als langweilig, da es auf dem Weg erneut tollen tropischen Regenwald zu bestaunen gibt. Tammy holt mich vom Bus ab und es geht zur Farm. Nach all der Zeit in der tropischen Hitze ist das Wetter hier einfach mal angenehm und nicht so schwül. Das liegt daran, dass das Gebiet etwas höher gelegen ist als an der Küste. Auf der Farm gibt es eine ganze Menge Rinder, Pferde, Ziegen und ein Schwein namens „Princess“. Viel Farmarbeit gibt es für mich jedoch nicht zu tun. Neben dem alltäglichen Tiere füttern, passe ich meistens auf Clay und Levoy auf, die drei bzw. anderthalb Jahre alt sind. Ganz so unkompliziert wie Nico sind sie nicht, aber trotzdem ganz liebenswert. Tammy und Sasha sind ziemlich nett und unkompliziert. Sasha arbeitet immer mehrere Tage am Stück in einer Zinkmiene im australischen Outback und ist immer nur für ein paar Tage zwischendurch zu Hause. Daher bin ich meistens alleine mit Tammy und den Kindern, was zwar manchmal etwas langweilig ist, dafür aber auch ziemlich entspannend.



Stacey die Hausziege.

Mmmh...meine Lieblingssorte.





Princess - ist sie nicht eine Schönheit?

Ausblick von der Farm.

Levoy, der kleinste.

Neben der Arbeit gibt es in den Atherton Tablelands einiges zu entdecken. Hier gibt fast so ziemlich alles. Berge, Seen, Regenwald, Wasserfälle, tropische Obst- sowie Tee- und Kaffeeplantagen. Und alles das, ohne auf Handyempfang verzichten zu müssen, wie so in den meisten anderen ländlichen Gegenden Australiens. Meistens gehe ich in der freien Zeit die Gegend erkunden und das gute Wetter genießen.
Das Highlight der Woche sind dann jeweils die Märke am Wochenende, die immer in einer anderen Stadt in den Atherton Tablelands stattfinden.




Papayas, Bananen und Drachenfrüchte...tropisches Obst aus den Atherton Tablelands.


"Custard apples".





Zwischendurch leihe ich mir für ein paar Tage ein Auto und düse einmal quer durch die Atherton Tablelands. Das Autofahren auf der linken Seite mit Automatik war ja an sich kein Problem, jetzt geht es allerdings ins nächste Level: fahren auf der linken seite UND mit Gangschaltung. Irgendwie ist das alles doch etwas komplizierter, als ich mir das vorgestellt hab. Nach etwa einem Tag und einem gefühlten Verlust von 10 l Angstschweiß, habe ich mich schließlich dran gewöhnt und es macht sogar richtig Spaß.


Rollende Hügel - schöön. Aussicht vom "Milla Milla Lookout".




 Die Ellinjaa Falls.






In Yungaburra.
Bei der "Nerada" Teefabrik. Hier erfahre ich, das schwarzer, grüner und weißer Tee von derselben Pflanze abstammen.
Weißer Tee wird aus den obersten (weißen) Knospen der Teepflanze hergestellt. Da die aber nur per Hand gepflückt werden können und das dementsprechend teuer ist, wird weißer Tee fast nur in Asien hergestellt.
Lake Eacham - ein Kratersee. Hier gibt es sogar kleine Schildkröten.

Mal wieder Vollmond.

Wild Turkey.

Die "Golden Silk Orb Weaver-Spider", zu erkennen am - der Name sagt es - goldfarbenem Netz. Solche Exemplare weben ihre Netze am liebsten auf Augenhöhe...war zumindesten mein Gefühl, nachdem ich einige Male Blickkontakt mit der einen oder anderen Spinne aufgebaut habe.

Termitenhügel.

EIn Bild für Bärbel B.

Ein kurzer Abstecher nach Mission Beach. Hier ein Foto von den einzigen 5 Minuten ohne Regen.
Bei meinem kleinen Ausflug besichtige ich auch das Museumsdorf „Herberton Historic Village". Herberton ist das älteste Dorf in den Atherton Tablelands, gegründet 1880. Errichtet wurde es als dort mit dem Zinnbergbau begonnen wurde. Als um 1950 die alten Gebäude den neueren weichen sollten, wurde die Alten einfach umgezogen und schließlich das Museumsdorf gegründet. Ein Besuch ist ziemlich lohnenswert, denn man fühlt sich direkt zurückversetzt in die alten Gründerzeiten und erfährt hier hautnah etwas über die Geschichte Australiens. Ganz nebenbei macht es auch ziemlichen Spaß zu fotografieren.






Chucky - die Mörderpuppe.


Die Queen darf im Klassenzimmer nicht fehlen.








Das geduldige Warten auf gutes Wetter an der Küste zahlt sich schließlich aus. Die Vorhersage für Cairns ist gut und ich mache mich nochmal zum Kurztrip auf in die schönste Stadt (von hinten) Australiens. Also, wieder am tollen tropischen Regenwald vorbei und nächsten Morgen zeitig aufstehen, denn es geht früh los. Auf dem Boot lerne ich Sophie aus England kennen, die gerade in Australien von ihrer Großmutter besucht wird. Die Fahrt ist etwas turbulent und so ziemlich jeder mehr oder weniger seekrank. Auch ich bleibe nicht ganz verschont und bin sehr froh, als wir endlich am ersten Spot Halt machen. Dann geht es endlich ins Wasser. Nach anfänglicher leichter Überforderung mit der Ausrüstung und Inhalierung einiger Liter Salzwasser, ist es dann einfach nur toll und ich kann nicht so recht glauben, dass ich selber im Riff schnorchle.

Nach etwa einer Stunde hab ich dann erstmal die Nase voll vom Wasser und außerdem will ich nicht das reichhaltige Buffet verpassen. Schließlich macht das Planschem im Wasser ja auch ziemlich hungrig. Dann geht es weiter zum zweiten Spot, der angeblich noch toller ist, als der erste. Und tatsächlich gibt es hier noch mehr bunte Fische und Riff zu bestaunen. Den Hai, von dem einige Leute berichten, hab ich jedoch leider übersehen (keine Angst, im Riff gibt’s nur ungefährliche kleine Riffhaie). Bei diesem Tauchgang nutze ich die komplette Zeit aus und fühle mich nach zwei Stunden schnorcheln im Salzwasser gut gepökelt und habe die Schrumpelhaut meines Lebens.
Auf der Fahrt zurück nach Cairns machen wir uns diesmal auf dem Frontdeck breit und stellen fest, dass dies der beste Platz gegen Seekrankheit ist und zudem ziemlich chillig, wenn auch etwas windig. Der Rotwein, der auf der Rückfahrt serviert wird, landet direkt in meinem Gesicht und die Gischt trifft ausgerechnet immer Sophies Großmutter, die jedoch ziemlich taff ist und sich davon nicht großartig beeindrucken lässt.

Sophie.

Alles in Ordnung. 

















Am nächsten Tag fahre ich nochmal Tage zurück zu Tammy und Co. Mittlerweile ist noch eine weitere Wwooferin eingetroffen: Elke aus Belgien. Sie bringt etwas frischen Wind mit und dann wird es doch noch ganz lustig. Leider ist meine Zeit dort nach ein paar Tagen schon vorbei, denn ich habe einen Flug gebucht. Nach 5 Monaten Dauersommer habe ich Lust auf Schnee und Winter und so geht es für mich weiter nach Neuseeland.
Zuerst muss ich mal wieder nach Cairns, allerdings diesmal direkt zum Flughafen, so dass die Sightseeing Tour durch das schöne Cairns ausbleibt. Ich will direkt in den ersten Bus nehmen, damit ich meinen Flug erwische. Zumindestens ist das der Plan. Leider droht der Bus-Plan mir einen Strich durch die Rechnung zu machen. Den habe ich nämlich falsch gelesen und stelle fest, während ich gerade in Ruhe und mit System meine Sachen in den Rucksack verstaue, dass ich zu spät dran bin. Und dann wird's doch nochmal spannend. Ich wecke Tammy auf und wir werfen schnell alle meine Sachen ins Auto. Wer brauch schon System. Zeit für Verabschiedung bleibt auch nicht wirklich. Tammy (noch im Pyjama) und ich fahren mit quietschenden Reifen los. Tammy's Plan: wir fahren dem Bus hinterher ins nächste Dorf und versuchen ihn so noch einzuholen. Zwischendurch noch eine kleine Abkürzung genommen und schließlich sehen wir den Bus (der dezent das Geschwindigkeitslimit überschreitet) vor uns auf der Landstraße und verfolgen ihn bis zur nächsten Haltestelle in Mareeba. Dann schmeißen wir schnell meine Sachen, immer noch in diversen Einzelteilen, in den Bus. Schnell noch von Tammy verabschiedet und los geht's. Puuuh, also ich bin wach.
Danach läuft alles reibungslos ab und ich sitze pünktlich im Flieger zunächst von Cairns nach Brisbane. Auf dem Flug kann ich nochmal das Great Barrier Reef von oben bestaunen. In Brisbane muss ich schließlich umsteigen. Ich genieße nochmal die letzten wärmenden Sonnenstrahlen und dann geht es nach Christchurch auf die Südinsel Neuseelands.

 
Goodbye Australia!